Hier am linken Niederrhein können wir uns aufgrund der relativ intensiv betriebenen Landwirtschaft zwar nicht über viele Sortenhonige freuen, dennoch über einige schmackhafte, die üppig ausfallen können.
Unsere Honige kann man übrigens durch die verschiedenen Farben ihrer Logos voneinander unterscheiden (siehe Fotos).
Obstblütenhonige
Im Frühjahr blühen je nach Standort einige Obstbaumarten auf diversen Streuobstwiesen. In der Zeit meines jungen Imkerdaseins konnte ich bisher noch keine Kirschblütenhonige oder andere Obstbaumtrachten ernten, da diese mittlerweile immer früher zu blühen beginnen. Oftmals sind meine Honigbienenvölker zu diesem Zeitpunkt noch nicht so stark, dass sie eine ausreichende Menge eintragen könnten oder die Temperaturen erlauben es den Bienen nicht auszufliegen, um ausreichend Nektar an den Obstbäumen sammeln zu können.
Rapshonig

Zur Rapsblüte sind gut die Hälfte meiner Völker so stark, dass es sich sogar lohnt mit ihnen zu wandern. D. h. ich verfrachte einen Teil meiner Völker in den Kofferraum meines Bullys und transportiere sie in der Dämmerung oder am frühen Morgen zu einem Rapsfeld, das sich bereits in voller Blüte befindet. So stelle ich sicher, dass die Bienen an den „gedeckten Tisch“ gesetzt werden und hauptsächlich Rapsnektar eintragen, denn nur dann darf ich ihn als solchen deklarieren. Der Rapshonig ist übrigens mein persönlicher Favorit sowie auch der meiner Kundschaft und Familie. Nach der Ernte im Mai rühren wir ihn cremig und füllen ihn erst dann ins Glas ab. Nach einer kurzen Ruhezeit lässt er sich super leicht aufs Brot schmieren. Ich persönlich mag die Konsistenz sehr sowie ich auch den milden Geschmack schätze, der sich klar von den teils sehr süßen Sommerhonigen unterscheidet. Aufgrund seiner Beliebtheit im Hause Hinkelmann hat unser Rapshonig 2021 ein kräftiges gelbes Etikett erhalten (siehe Foto), das so strahlt, wie die Rapsblüte selbst und ihn somit eindeutig von unseren anderen Honigen unterscheiden lässt.
Kastanienhonig
Während der Rapsblüte liefert auch die Kastanie Pollen und Nektar für unsere Völker. Wie bei den Obstbaumbeständen verfügen wir an unserem Standort über nicht ausreichende Kastanienbestände, die es möglichen machen, den Aufwand zu betreiben einen Sortenhonig zu produzieren.
Robinienhonig
Robinienhonig kennen eigentlich nur Imker:innen, denn in den Regalen der Supermärkte wird er als Akazienhonig angeboten. Allerdings gibt es in Deutschland gar keine Akazienbäume. Die Robinie sieht zwar aus wie eine Akazie, ihr lateinischer Name (Robinia pseudoacacia) entlarvt sie aber als „falsche“ Akazie. Der Erfolg Robinien- bzw. Akazienhonig ernten zu können, hängt stark von der Witterung ab. Robinien blühen meistens nicht sehr lange, insbesondere dann nicht, wenn es regnet oder hagelt. 2022 war ein gutes Jahr, in dem die Robinie fast zwei Wochen lang blühte und die Bienenvölker somit üppig ihren Nektar eintrugen. Die Robinie blüht meistens während oder kurz nach der Rapsblüte. Hier muss man also den richtigen Erntezeitpunkt des Rapshonig mit der Öffnung der Robinienblüte abpassen, was meistens ein wenig Glück erfordert. Mischen sich Raps- und Robiniennektar, kann man beide nicht als Sortenhonige vermarkten. Robinien- bzw. Akazienhonigs ist übrigens komplett farblos.
Linden- bzw. Blütenhonig

Die zweite große Tracht, auf die wir uns im Sommer freuen, ist die Lindenblüte. Bei uns blüht sowohl die Sommer- als auch die Winterlinde, wodurch sich ein relativ üppiger Nektarfluss in einem Zeitraum von bis zu drei Wochen ergibt. Zusätzlich wird die Linde in den letzten Jahren kontinuierlich von Läusen befallen, die es ermöglichen, dass unsere Bienen deren süße Ausscheidungen, den sogenannten Honigtau, ebenfalls in die Honigräume ihrer Stöcke eintragen. Den Lindenhonig vermarkten wir bisher allerdings nicht als reinen Sortenhonig. Wir deklarieren ihn als Blüten- oder Sommerblütenhonig. Linden- bzw. Sommerblütenhonig hat einen kräftigen süß-würzigen Geschmack. Aufgrund der zunehmenden Beliebtheit von cremigen Honigen, bieten wir unseren Blütenhonig in zwei verschiedenen Konsistenzen an. Einmal als ganz gewöhnlichen flüssigen Honig, der gegen Weihnachten im Glas kandiert (=kristallisiert) sowie als cremigen Honig. Die cremige Konsistenz erreichen wir dadurch, dass wir nach der Ernte den Blütenhonig mit Rapshonig aus dem Frühjahr impfen. Dazu geben wir ein bis zwei Gläser (500g-1Kg) des cremigen Rapshonigs auf ca. 20Kg Blütenhonig. Anschließend rühren wir den geimpften Honig ca. zwei Wochen lang einmal täglich bevor wir ihn ins Glas abfüllen.
Waben- in Sommerblütenhonig

Seit 2021 bieten wir einen dritten Honig in unserem Sortiment an. Dabei ist der Honig selbst Blütenhonig der Sommertracht, er befindet sich aber noch in den Waben. Wie das geht? Wir geben unseren Völkern dazu eine Schablone, das sogenannte Rähmchen. Hier dürfen die Bienen ihr eigenes Wachs verbauen, das sie über ihre Wachsdrüsen ausschwitzen. Sind sie damit fertig, tragen sie den Nektar in diese Waben ein. Ist der Honig reif, entnehmen wir die Rähmchen, schleudern diese aber nicht, sondern schneiden sie aus und legen sie in Blütenhonig ein. Diese Form des Honiggenusses ist in Deutschland nicht sehr verbreitet, weshalb die Nachfrage bisher legitimiert ist. Wer Wabenhonig aber mal probiert hat, der kommt nicht mehr von ihm los. Man kann ihn dabei, wie gewohnt aufs Brot schmieren oder direkt in die Wabe beißen. Warum ist es so wichtig, dass die Bienen dafür ihr eigenes Wachs ausschwitzen? Normalerweise geben Imker*Innen ihren Bienen etwas Wachs zur Hilfe, dazu löten sie sogenannte Mittelwände in Holzrähmchen ein, die dir dann unter dem geläufigen Begriff „Wabe“ bekannt ist. Das Problem ist hierbei, dass die Rähmchen von einem Draht durchzogen sind, der das Einlöten der Mittelwand erst ermöglicht. Aus diesem Rähmchen Wabenhonig zu ernten wäre äußerst mühselig. Außerdem ist das ausgeschwitzte Wachs unverfälscht und ein absolutes Naturprodukt.
Sortenanalyse im Labor
Sortenhonige bestimmen wir übrigens nicht selbst. Das macht ein zertifiziertes Labor, denn für die Sortenanalyse benötigt man bestimmte Instrumente, die es nicht lohnt anzuschaffen. Außerdem erhält man vom Labor immer eine Liste mit den im Honig nachgewiesenen Pollen, was wir jedes Jahr aufs Neue unglaublich spannend finden. Ein Honig darf dann als Sortenhonig, also z. B. als Raps- oder Lindenhonig, deklariert werden, wenn mindestens 60% der nachgewiesenen Pollen im Honig von einer Pflanzenart stammt. Damit wird dem Verbraucher garantiert, dass er auch wirklich das bekommt, was er genießen möchte. Möchte man sich das Geld sparen und den Honig keiner Analyse unterziehen, darf man ihn entweder als Blütenhonig oder saisonal als Frühjahrs- bzw. Sommerblütenhonig anbieten.
Honig muss fest werden
Meine Kunden fragen mich häufig, ob man den Honig noch essen kann, wenn er sehr fest wird oder sie fragen mich, warum er diesen Zustand überhaupt erreicht. Diese Nachfragen resultieren daraus, dass ein Großteil der Honigkonsumenten es gewohnt ist stets flüssigen Honig im Supermarkt zu erwerben. Große Firmen, die Honig in Supermärkten anbieten, mischen ihre Honige mit ganz verschiedenen Honigsorten und erreichen dadurch, dass diese Honige nicht kristallisieren. Die Kristallisation des Honigs ist aber ein Qualitätsmerkmal. Sie zeigt, dass der Honig trocken geerntet wurde uns sich einer bestimmten Honigsorte zuordnen lässt. Während Rapshonig schon nach wenigen Tagen nach der Ernte steinhart wird, man nennt ihn dann auch Zementhonig, kristallisiert unser Blütenhonig meist erst zu Weihnachten sehr grobkörnig und bleibt dabei dennoch streichzart.